So richtig Nerv aufs Lernen hattet ihr nicht, weil ihr eher der praktische Typ seid? Oder bei euch hat die ein oder andere Note gelitten, weil ihr euch neben der Schule sozial engagiert habt?
Dann haben wir eine gute Nachricht für euch: Es entscheiden nicht mehr nur Noten darüber, ob ihr die Chance bekommt, eine Ausbildung in der Chemie zu machen.
Wir haben die Ausbilder gefragt:
Wie wichtig sind Noten bei der Bewerbung?
Wir haben eine Umfrage unter den Ausbildern in den Chemiebetrieben in Rheinland-Pfalz gemacht. Das Ergebnis: Sie schauen immer weniger auf Schulnoten. Den sie haben den Eindruck: Noten sagen nur bedingt etwas darüber aus, ob ein Bewerber oder eine Bewerberin für den Job wirklich geeignet ist. "Aus Erfahrung wissen wir, dass die Einser-Kandidaten nicht zwingend die besten Mitarbeiter sind", sagt uns eine erfahrene Personalerin aus Ingelheim. Ebenso heißt es bei einem anderen Ausbilder aus Worms: "Noten spielen zwar eine Rolle bei der Auswahl von Bewerbern - aber es müssen nicht ausschließlich Bestnoten sein".
Was die Unternehmen stattdessen machen
Stattdessen machen die Betriebe eigene Bewerbertests, um herauszufinden, was ihre Bewerber wirklich draufhaben. Das ist zwar nicht bei jedem Unternehmen so - dennoch müsst ihr auf solch ein Verfahren vorbereitet sein. Denn: "Ohne Allgemeinbildung geht nichts", sagt ein Personalleiter aus Pirmasens. Mehr über solche Testverfahren und wie ihr euch darauf vorbereitet, erfahrt ihr hier.
Erst mal solltet ihr allerdings eingeladen werden. Und um das zu schaffen, muss eure Bewerbung natürlich gut ankommen. Wenn es aber nicht eure Noten sind, auf die streng geblickt wird – was ist es dann?
Interesse beweisen
Zunächst: Dass eure Bewerbungsunterlagen vollständig sind, dass ihr im Lebenslauf nichts weglasst oder falsch darstellt und dass ihr euch in möglichst fehlerfreiem Deutsch bewerbt – all das sollte selbstverständlich sein.
Konkret für eine Bewerbung in der Chemie sind zum Beispiel Praktika wichtig, die zeigen, dass ihr euch für diesen Bereich interessiert. Auch ein Neben- oder Ferienjob in einem Betrieb kann helfen, euch auf die nächste Bewerbungsstufe zu katapultieren. Ein Ausbilder meinte, dass ihr das auf jeden Fall angeben solltet. Zeigt schon in diesem Praktikum Einsatz - das kann mittelprächtige Noten in der Bewerbung überwiegen.
Für viele Arbeitgeber ist es interessant, wie gern ihr euch in die Gesellschaft einbringt und Engagement zeigt."Wir legen sehr viel Wert auf Teamgeist und soziale Fähigkeiten. Auch privates Engagement in Vereinen oder im Ehrenamt wissen wir zu schätzen", heißt es bei einer Personalerin. Ihr trainiert die Bambinis vom Fußballclub eures Viertels? Super, ab in eure Bewerbung damit! Oder ihr habt euch zum Klassensprecher wählen lassen? Dann erwähnt auch das.
Was sonst noch für eure Bewerbung wichtig ist, erfahrt ihr hier und hier.
Das „Aber“ kommt noch …
Aber: Für viele Ausbildungsberufe sind Kenntnisse in den Fächern Chemie, Physik und Mathe trotzdem unerlässlich. Denn irgendwie müsst ihr es ja schaffen, durch die Berufsschule zu kommen.
"Wer in der Schulzeit durch Noten keine Begabung für die Naturwissenschaften dokumentiert hat, tut sich später in einem derartigen Beruf sehr schwer", sagt uns ein Personalleiter deutlich. Es gebe nur wenige "Genies", die schlecht in der Schule waren und sich dann in einer Ausbildung mit "Lernfächern" leichttun.
Wart ihr in der Schule in einem oder mehreren dieser Fächer nicht die Allerbesten, solltet ihr im Bewerbungsverfahren zeigen, dass ihr euch künftig mehr anstrengen und euch verbessern wollt.
