Plastik in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Kategorie: Stories

Heute ist Kunststoff aus unserem Alltag kaum mehr wegzudenken. Er wird für Verpackungen, Haushaltsgeräte und in der Architektur verwendet. Im Gesundheitsbereich ist er sogar lebensnotwendig. Doch wie können wir den Plastikmüll bewältigen? Wo ist Plastik essenziell und wo kann es ersetzt werden? Mit diesen Fragen beschäftigte sich die Ausstellung „Plastik. Die Welt neu denken“ im Vitra Design Museum.

1963er Plastik-Kult: Tragbares Radio in Form eines Armreifs der Marke Panasonic (Foto: Gemeinfrei, Wikipedia)

1963er Plastik-Kult: Das Toot-a-Loop, Tragbares Radio in Form eines Armreifs der Marke Panasonic (Foto: Gemeinfrei, Wikipedia)

Plastik nennt man alle möglichen Kunststoffe. Der am häufigsten verwendete Kunststoff ist Polyethylen (Foto: pasja1000, pixabay, CC0)

Plastik nennt man alle möglichen Kunststoffe. Der am häufigsten verwendete Kunststoff ist Polyethylen (Foto: pasja1000, pixabay, CC0)

Projekt "The Ocean Cleanup" (Foto: The Ocean Cleanup).

Projekt "The Ocean Cleanup" (Foto: The Ocean Cleanup).

Die Zeiten, in denen Kunststoff für unbeschwerten Konsum und revolutionäre Neuerungen stand, sind vorbei. Durch Klimawandel, Umwelt- und Meeresverschmutzung ist Plastik immer mehr in den Fokus gerückt. Das liegt vor allem auch an falscher Müllentsorgung und noch zu wenig Recycling. Was die Chemiebranche dagegen tut, haben wir schon oft erklärt, zum Beispiel hier. Doch Kunststoff ist nicht per se schlecht. Er umgibt uns im Alltag und kann nützlich und sogar ästhetisch sein. Das Vitra Design Museum im baden-württembergischen Weil am Rhein, direkt an der Schweizer Grenze, bereiste mit uns mit der Ausstellung „Plastik. Die Welt neu denken“ die Geschichte, Gegenwart und die Zukunft des Materials.

Plastik – der rasante Aufstieg

Am Anfang der Ausstellung veranschaulichte eine großformatige Filminstallation, welche Konflikte sich aus der Produktion und Nutzung von Plastik ergeben. Szenen urwüchsiger Natur stehen Filme über die Kunststoffproduktion der letzten 100 Jahre gegenüber. Mit der immer günstigeren industriellen Herstellung von Kunststoff kam gleichzeitig der rasante Aufstieg und dann durch die unsachgemäße Entsorgung die großen Umweltprobleme.

Der erste vollsynthetische Kunststoff

Leo Baekeland erfand den ersten vollsynthetischen Kunststoff, der Bakelit heißt und als Material der unbegrenzten Möglichkeiten galt. In den 1920er Jahren entwickelte sich dann eine Kunststoffindustrie, die immer mehr neue Produkte auf den Markt brachte. Auch im Zweiten Weltkrieg spielte das Material dann erstmals eine wichtige Rolle. So wurde Acrylglas für Flugzeugcockpits in großem Stil verarbeitet. Ab 1945 zog Kunststoff dann auch in unsere Haushalte ein, z.B. in Form von Tupperware, Barbiepuppe oder PVC-Belägen.

In den 1960er Jahren entwickelte sich ein Hype für futuristische Formen in Wohnkonzepten und auch hier hatte Plastik eine Hauptrolle. Möbel wie „Ball Chair“ aus dem Jahr 1963 oder das „Toot-a-Loop“, ein Plastikarmreif mit eingebautem Radio gelten noch heute als Kunstwerke und erzielen hochpreisige Verkaufsgewinne auf dem Designermarkt.

Plastik Heute

Die Folgen des täglichen Kunststoff-Konsums bekommen wir immer wieder vor Augen gehalten. Sei es angeschwemmter Plastik an den Stränden, Berge von Verpackungsmüll im asiatischen Raum oder Mikroplastik im Boden. Dennoch ist Kunststoff aus dem Alltag nicht gänzlich wegzudenken. Gerade im Gesundheitsbereich ist das Material oft lebensnotwendig, z. B. in Form von Spritzen oder Beatmungsschläuchen. Auch das leichte Gewicht als Verpackung spricht für Kunststoff, da beim Transport so weniger CO2 ausgestoßen wird.

Es gilt jedoch, Plastik neu zu denken und eine Lösung für nachhaltigeren Umgang zu finden. Wie kann die daraus hervorgebrachte Müllkrise bewältigt werden? Wie erzielt man jetzt schon eine schnelle Reduktion von Plastikabfall. In welchen Bereichen kann Plastik gänzlich verschwinden bzw. durch anderes Material ersetzt werden? Welche Rolle spielt dabei die Industrie, Politik und die Konsumenten:innen?

Ausstellung im Vitra Design Museum

Die Ausstellung „Plastik. Die Welt neu denken“ beschäftigte sich nicht nur mit allen Fragen zum Thema Kunststoff, sondern stellte auch Projekte wie „The Ocean Clean Up“ und „Everwave“ vor, mit deren Hilfe die Plastikabfälle aus den Flüssen oder Weltmeeren gefiltert werden. Ebenso präsentierte das Vitra Design Museum einen eigenen Ausstellungsbereich zum Thema Recycling. Hier lernten die Besucher Recycling-Kreisläufe kennen und sahen, wie inspirierend recycelter Plastik als neuer Rohstoff sein kann.

Neue Wege

Heute arbeiten viele Forscher:innen an Materialien, die aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen und als „Bioplastik“ bekannt sind. Die Designer Klarenbeek & Dros stellen Algen-Bioplastik aus dem 3D-Drucker her und kreeirten so eine Neuauflage des „Garden Egg“ (1967) und das britische Star-up Shellworks nutzt Mikroorganismen für die Kunststoffproduktion.

Besucher der Ausstellung durften auch Interviews mit Designer:innen, Wissenschaftler:innen und Aktivisten:innen lauschen. Es wurde über die Lösung des Plastikproblems und über die gemeinsame Anstrengung von Politik, Industrie und Forschung diskutiert. Insgesamt zeigte die Ausstellung, die auch von unserem Ausbildungsbetrieb BASF gefördert wurde, ein kritisches, aber auch differenziertes Bild des Materials Plastik und stellte am Schluss die entscheidende Frage: „Wie können wir Kunststoffe für die Zukunft intelligenter und nachhaltiger entwickeln und auch nutzen“?


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