Wie dein Gehirn tickt, wenn du Sachen gleichzeitig machst

Kategorie: Stories, Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein

Jeder kennt das: Man will an einer Aufgabe arbeiten, aber dann klingelt das Telefon, Benachrichtigungen auf dem Handy ploppen auf und Kolleg:innen stehen in der Tür. In der Pause checkt man mal seine eigenen Messages auf WhatsApp, Insta & TikTok. Am Ende des Tages ist man völlig erledigt und hat das Gefühl, nichts geschafft zu haben. In unserem Netzfundstück gibt Neurowissenschaftler Prof. Dr. Volker Busch Tipps, wie man sich besser und länger konzentrieren kann.

Gehirnforscher Prof. Dr. Volker Busch gibt Tipps für mehr Konzentration, Kreativität und Klarheit in einer digitalen Welt. © Petra Homeier

Gehirnforscher Prof. Dr. Volker Busch gibt Tipps für mehr Konzentration, Kreativität und Klarheit in einer digitalen Welt. © Petra Homeier

Ein durchschnittlicher Mensch mit einer Lebenserwartung von 80 Jahren verbringt in seinem Leben laut Prof. Busch etwa:

  • 10 Jahre mit fernsehen,
  • 9 Jahre mit seinem Smartphone,
  • 6 Jahre mit surfen im Internet
  • und 4 Jahre mit E-Mails.

😨😨😨

Diese Informationsflut hat Folgen

Durch das ungeheure Angebot an Informationen und Ablenkungsmöglichkeiten geht unsere Fähigkeit verloren, uns zu fokussieren.

Konzentration wird zur Ausnahme, Ablenkung zur Regel.

Für unseren beruflichen Erfolg und das zwischenmenschliche Miteinander ist Fokussierung aber wesentlich.

„Ohne Fokus kann man weder logisch oder kritisch denken, aufmerksam zuhören oder empathisch anderen Menschen gegenüber sein." Prof. Busch

Warum Multitasking im Job ein Mythos ist

Nach jeder Unterbrechung braucht man etwa zehn Minuten, bis man sein vorheriges Konzentrationslevel wieder erreicht.

Viele werden jetzt denken: Ich kann auch zwei Sachen gleichzeitig erledigen. Aber das ist ein Irrtum. Tatsächlich können wir uns immer nur auf eine geistig anspruchsvolle Sache konzentrieren.

Ansonsten muss unser Gehirn zwischen den Aufgaben hin und her wechseln. Dies nennt man „Task Switch“. Wie bei einer Bühne, die nur einen Scheinwerfer hat.

Wenn zwei Dinge auf der Bühne sind, kann der Scheinwerfer immer nur eins anleuchten

Menschen, die ständig zwischen mehreren Aufgaben hin- und her switchen, benötigen 30 % mehr Zeit und machen 20 % mehr Fehler. Die geistige Präzision geht verloren, die Leistung verschlechtert sich und das Stresslevel steigt.


Fokuszeiten: Geistiger Erfolg beginnt mit Aufmerksamkeit

Deshalb empfiehlt Busch: immer nur eine Sache gleichzeitig machen. Lesen (ohne Musik, Netflix etc. Fernseher im Hintergrund), Spielen, Basteln oder auch Handwerken sind ideal.

„Es ist nicht entscheidend, was man tut, sondern wie man es tut. Der ganze Lichtkegel des Scheinwerfers muss auf diese eine Sache gerichtet sein.“ Prof. Busch

So lerne man wieder, sich zu konzentrieren. In der Arbeitswelt soll man sich Freiräume – sogenannte „Fokuszeiten“ – schaffen, in denen man konzentriert und ohne Störungen an den wichtigsten Aufgaben des Tages arbeiten kann. Dadurch steigt die Leistungsfähigkeit und die gefühlte Arbeitsbelastung nimmt ab.


Panoramazeiten: Mach mal Pause

Aber unser Gehirn braucht nicht nur Fokuszeiten, sondern auch „Panoramazeiten", um bestmöglich zu funktionieren. Gemeint sind geistige Auszeiten ohne Smartphone & Co. Der Neurowissenschaftler empfiehlt:

  1.  mehrere kurze Pausen von je 10-20 Minuten während der Arbeit zu machen,
  2. wenn möglich dabei körperlich aktiv sein, z. B. bei einem kleinen Spaziergang und
  3. die Pausen möglichst konsumarm, also ohne weitere Informationsaufnahme durch Smartphone, Zeitung oder Fernsehen, zu gestalten.

Integriert man diese beiden Dinge – Fokuszeiten und Panoramazeiten – aktiv in seinen (Arbeits-)Alltag, geht ihr gesünder, stressfreier und geistig leistungsfähiger durchs Leben.

Kommentare
Keine Kommentare gefunden!
Kommentar verfassen