Brom: Das zerstörerische Element

Kategorie: Stories, Baden-Württemberg

Kennen ihr die Farbe Purpur? Früher wurde der rote Farbstoff aus Purpurschnecken gewonnen und war nur Adeligen vorbehalten. Später wurde er aus Brom hergestellt. Was das Element so alles drauf hat, erfahrt ihr hier.

Brom: Die rotbraune Flüssigkeit verdampft schon bei Zimmertemperatur. (Foto: Alchemist-hp (pse-mendelejew.de), Wikipedia, CC BY-SA 3.0 de)

Eigenschaften

Brom ist eine rotbraune Flüssigkeit, die 3x so schwer wie Wasser ist und bei Zimmertemperatur verdampft. Brom ist als einziges nicht-metallisches Element unter Standardbedingungen flüssig.

Die Dämpfe sind stark reizend und wirken erstickend. Bromdämpfe sind fünfmal schwerer als Luft und können leicht umgegossen werden.

Da Brom mit den meisten Stoffen reagiert, darf es nur gesondert in einem geeigneten Sicherheitsschrank mit dauerhafter Lüftung aufbewahrt werden.

Brom kann die meisten Schutzhandschuhe durchdringen.

Brom ist wie alle Halogene sehr reaktiv. Mit Alkalimetallen und Erdalkalimetallen reagiert Brom teilweise explosionsartig. Brom greift fast alle Metalle an, sogar Gold löst sich in Brom. Nur Platin und Tantal widerstehen. 

Vorkommen

Das Element kommt auf der Erde etwa 300 Mal seltener vor als Chlor. Man findet es nicht elementar, es wird aus Salzsolen in Arkansas oder aus dem Toten Meer gewonnen. Hauptproduzenten sind die USA und Israel. Der größte Teil liegt als gelöstes Bromid im Meerwasser vor. Einige Kalisalze (Kaliumbromid, Kaliumbromat) enthalten ebenfalls geringe Mengen Brom.

Gewinnung

Die Herstellung erfolgt durch Oxidation von Bromidlösungen durch Chlor. Seit 1961 hat sich die jährlich gewonnene Menge an Brom von rund 100.000 Tonnen auf über eine halbe Million Tonnen mehr als verfünffacht.

Toxikologie

Flüssiges Brom erzeugt auf der Haut tiefe, schwer heilende Wunden. Bei großflächigen Verletzungen besteht Lebensgefahr. Das Einatmen der Dämpfe erzeugt schon in sehr niedriger Konzentrationen Beschwerden. Bei der immer wiederkehrenden Exposition können chronische Schäden an der Rachenschleimhaut, an den Atemwegen, am Herz-Kreislaufsystem oder am Nervensystem auftreten. Auch Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen oder Verdauungsbeschwerden sind Symptome einer chronischen Schädigung.

Entdeckung 

Der französische Chemiker Antoine-Jérôme Balard (1802–1876) entdeckte das Element 1826. Er war dabei, das Meerwasser nach Iodsalzen zu untersuchten und dafür Meeresalgen ausglühte. (Streng genommen war es aber Justus von Liebig, der Brom ein paar Jahre zuvor aus Salzsolen isolieren konnte, es aber für das Interhalogen Iodchlorid hielt.)

Balard benannte das neue Element zunächst Muride (vom lateinischen Wort muria für Sole abgeleitet). Da die Salze der Salzsäure damals Muriate genannt wurden, schlug Joseph Louis Gay-Lussac den Namen Brome (franz.) vor, das sich vom griechischen Wort brómos („Gestank“) ableitete.

Die industrielle Gewinnung von Brom begann erst um 1860. 

Verwendung

  • Brom ist ein wichtiges Element zu Herstellung von Bromiden und bromorganischen Verbindungen. Silberbromid dient als lichtempfindliche Schicht auf Filmmaterial.
  • Organische Bromverbindungen wirken in der Medizin als Schlafmittel oder Beruhigungsmittel bei Depressionen oder psychischen Krankheiten.
  • Der rote Farbstoff Eosin ist eine komplizierte Bromverbindung und dient zur Herstellung von roter Tinte, Nagellack, Lippenstiften oder zum Färben von Textilien.
  • Viele Bromverbindungen wie Bromaceton (Tränengas) oder die Weißkreuzkampfstoffe des 1. Weltkriegs wurden in der Vergangenheit als chemische Kampfstoffe eingesetzt.
  • Feuerlöscher enthalten sogenannte Halone als Flammschutzmittel, die aus Brom-Chlor-Fluorkohlenwasserstoffe bestehen.
  • Elementares Brom dient wie Chlor als Oxidationsmittel und zum Bleichen in der Textil- und Papierindustrie, gelegentlich auch als Desinfektionsmittel in Schwimmbädern.
  • Wie Iod kann es in Halogenlampen verwendet werden.
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