Chemie-Tarifvertrag 2022 -2023 -2024: das sollten Chemie-Azubis wissen

Kategorie: Ausbildung, Bayern, Berlin, Brandenburg, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Thüringen, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz

Die Chemie-Arbeitgeber und die Gewerkschaft IG BCE haben eine Brückenlösung für den aktuellen Chemie-Tarifvertrag abgeschlossen, der bis Juni 2024 laufen soll. Teil des Tarifpakets sind auch die Regelungen zur Ausbildung. Wir fassen das Wichtigste zum Thema Tarifvertrag für Chemie-Azubis zusammen und geben einen Einblick in die aktuelle Chemie Entgelttabelle für die Ausbildung.

IG BCE Tarifvertrag Chemie 2022 - 2024

Es gibt einen neuen Tarifvertrag in der Chemie. Das betrifft auch die Azubis - sie bekommen unter anderem ein höheres Ausbildungsgehalt.

Tarifvertrag Chemie 2022-2024

Chemie Tarifvertrag: Was ist die Situation?

Im Oktober 2022 haben die Tarif-Parteien einen Abschluss erzielt. Das war angesichts des Ukrainekriegs und der Energiekrise kein leichter Abschluss. Aber nun ist die Einigung für den Chemie Tarifvertrag da und bietet Sicherheit & Planbarkeit für die Arbeitnehmer:innen und Auszubildenden in der Chemie-, Pharma- und Kunststoffindustrie.

  • Um die Effekte der Inflation zu dämpfen, erhielten die Beschäftigten schon ab Mai 2022 in der Brückenlösung eine Brückenzahlung in Höhe von 1.400 Euro. Unternehmen in wirtschaftlichen Schwierigkeiten zahlen ihren Beschäftigten einmalig 1.000 Euro.
  • Mit 1 Million Euro unterstützten die Chemie-Sozialpartner zudem die Hilfe für die Ukraine, die vor allem zur Arbeitsmarktintegration Geflüchteter eingesetzt werden sollen.
  • Die Zuschläge für regelmäßige und unregelmäßige Nachtarbeit liegen ab Mai 2022 nun einheitlich bei 20 Prozent.
  • Mobiles Arbeiten: Es wird eine Studie gemacht, die die mobile Arbeit in den Chemie-Unternehmen wissenschaftlich untersucht. Im Anschluss prüfen die Sozialpartner, ob sich tarifpolitische Maßnahmen aus der Studie ableiten lassen.
  • Die Beschäftigten erhalten ab Januar 2023 mehr Entgelt (+ 3,25 Prozent) und ab Januar 2024 nochmal ein Plus bei Gehalt (+ 3,25 Prozent). Das sind in Summe 6,5 Prozent.
  • Zusätzlich zahlen die Unternehmen 3.000 Euro pro Kopf als einmaliges steuer- und beitragsfreies Inflationsgeld - also brutto für netto. Die Auszahlung erfolgt in zwei Runden von je 1.500 Euro spätestens im Januar 2023 und im Januar 2024.
  • Die Laufzeit des Tarifvertrages beträgt 20 Monate, inklusive der Brückenlösung vom April sogar 27 Monate.

Für die Chemie-Azubis gibt es fachliche Unterstützung:

  • Azubis mit Förderbedarf bekommen Unterstützung. 3 Millionen Euro gibt es für das neue UCI-Programm „AusbildungPlus“.
  • Damit werden Azubis in kleinen und mittleren Unternehmen gefördert, die wegen der Pandemie Lernrückständen haben.
  • Das Programm ist auf zwei Jahre befristet.
  • Je Azubi kann es eine Förderung bis zu 1.000 Euro geben. So können etwa 1.500 Auszubildende pro Jahr gefördert werden.
  • Gefördert wird die Lernbegleitung im 1. Ausbildungsjahr und die Prüfungsvorbereitung der Ausbildungs- und Prüfungsjahrgänge 2022 und 2023, die in besonderem Maße von den Folgen der Pandemie betroffen sind.

Tarifvertrag Chemie

Die Tarifverträge der Chemie regeln wesentliche Dinge zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber: das Gehalt, die Summe der Urlaubstage, Vorsorge-Regelungen und vieles mehr. Die Geltungsdauer (also wie lange ein Tarifvertag läuft) ist unterschiedlich.

Zum Beispiel gilt der Chemie-Tarifvertrag für das Entgelt nur für eine bestimmte Zeit (es gibt auch Tarifverträge, die länger laufen, aber andere Bereiche regeln). Nach Ablauf wird der Entgelt-Tarifvertrag neu verhandelt; und zwar (logisch...) in den Tarifverhandlungen.

Es verhandeln die Chemie-Sozialpartner als Stellvertreter für die Arbeitnehmer und die Betriebe

In den Chemie-Tarifverhandlungen verhandeln der Arbeitgeberverband BAVC (stellvertretend für die Unternehmen) und die Gewerkschaft IGBCE (stellvertretend für die Arbeitnehmer).

IGBCE und BAVC werden auch als die Chemie-Sozialpartner bezeichnet. Die Chemie-Sozialpartnerschaft hat sich in den letzten 30 Jahren entwickelt. Die Sozialpartner denken, dass man durch Gespräche mehr erreicht, als mit reiner Konfrontation - auch, wenn man unterschiedliche Ansichten hat.

Die Tarif-Einigung gilt für 580.000 Beschäftigte und die 26.000 Chemie-Azubis in den 1.900 Betrieben der Chemie- und Pharmaindustrie.

Der Tarifvertrag für Azubis heißt übrigens „Zukunft durch Ausbildung und Berufseinstieg“. Darin wird die Ausbildung ganzheitlich betrachtet, zum Beispiel umfasst sie das Förderprogramm für noch nicht ausbildungsreife Jugendliche (Start in den Beruf), Vereinbarungen zum (hohen) Ausbildungsplatzangebot, Grundsätze zur Übernahme sowie den Karrierewegweiser „Berufskompass Chemie“.

Chemie-Tarifvertrag - was für Azubis wichtig ist

Der neue Chemie-Tarifvertrag regelt auch die besseren Bedingungen für Azubis. Auszubildende erhalten auch das Inflationsgeld: insgesamt 1.000 Euro (pro Runde 500 Euro ohne Abzüge).

Chemie-Tarifvertrag: Entgelttabelle für Azubis

Die Ausbildungsvergütungen steigen danke des Chemie-Tarifvertrags genauso wie die Gehälter der ausgelernten Beschäftigen: 

  • ab 1.1.2023 in einem ersten Schritt 3,25 Prozent mehr Ausbildungsvergütung
  • ab 1.1.2024 steigt das Azubi-Gehalt um weitere 3,25 Prozent
  • Mehr kann man hier nachlesen.

Übrigens: Das Angebot an Ausbildungsplätzen bei den Chemie-Ausbildern steigt. Hier findet ihr zu euch passende freie Azubi-Stellen: www.elementare-vielfalt.de 

Tarifvertrag Chemie - Entgelttabelle Ausbildung

Tarifvertrag Chemie: Entgelttabelle 2023 für die Ausbildung

Ausbildungsjahr 2023Vergütung (brutto) (variiert je nach Bundesland)
1. Jahr1.039 Euro bis 1.090 Euro
2. Jahr1.106 Euro bis 1.190 Euro
3. Jahr1.156 Euro bis 1.258 Euro
4. Jahr1.204 Euro bis 1.345 Euro

Tarifvertrag Chemie: Entgelttabelle 2024 für die Ausbildung

Ausbildungsjahr 2024Vergütung (brutto) (variiert je nach Bundesland)
1. Jahr1.073 Euro bis 1.125 Euro
2. Jahr1.142 Euro bis 1.229 Euro
3. Jahr1.194 Euro bis 1.299 Euro
4. Jahr1.243 Euro bis 1.389 Euro

Außerdem erhalten Auszubildende vor der Abschlussprüfung zwei Tage bezahlte Freistellung zur Prüfungsvorbereitung. Stichwort Prüfung: Nach der Abschlussprüfung werden 95 Prozent aller Azubis übernommen; drei von vier unbefristet (75%). Rechnet man die Übernahmen, die länger als 12 Monate gehen, dazu, kann man sagen: 84% der Azubis erhalten eine langfristige Bleibeperspektive nach ihrer Ausbildung. Und damit Sicherheit und Planbarkeit. (Diese Zahlen gelten für Rheinland-Pfalz. Sobald wir die Deutschland-Zahlen erhalten, machen wir ein Update. Die Zahlen sind aber sehr vergleichbar.)

Digitalisierung (nicht nur in) der Ausbildung

Als eine der ersten Branchen in Deutschland hat die Chemie die Wahlqualifikation „Digitalisierung und vernetzte Produktion“ für den Ausbildungsberuf Chemikant (m/w/d) eingeführt. Seitdem haben bereits über 700 Chemikanten diese neue Wahlqualifikation genutzt. Auch im Bereich der gewerblich-technischen Berufe hat die Branche viel zu bieten. Schaut euch hier im Blog die Berufe an!

Auch für ausgelernte Facharbeiter gibt es Qualifizierungen. Schon im letzten Tarifvertrag vereinbarten die Chemie-Sozialpartner die „Roadmap Arbeit 4.0“. Ziel: die Beschäftigten auf den digitalen Wandel vorbereiten – das wurde nun umgesetzt. Mithilfe einer KI-basierten Lösung wird eine umfangreiche Trendanalyse zu den Kompetenzen der Zukunft in der Chemie durchgeführt ("Future Skills Report Chemie"). Daneben wird es ein Tool zur Qualifikationsanalyse im Unternehmen geben. Dazu gehört auch eine Weiterbildungsberatung für Arbeitgeber und Arbeitnehmer durch die Bundesagentur für Arbeit.

Tarifvertrag Chemie - Wir halten euch auf dem Laufenden!

Den Artikel zum Thema Tarifvertrag in der Chemie aktualisieren wir immer, wenn es einen neuen Tarifabschluss gibt. Die erste Version erschien im Juni 2016. Die letzte Änderung war im Dezember 2022.

Kommentare
  • Müller
    12. Februar 2023 um 19:07 Uhr
    duales Studium:
    während der Praxisphase werden Klausuren geschrieben. Hier wird zwar der Prüftag freigestellt, allerdings ohne Lernzeitfreistellung. Damit schwindet wohl mein Jahresurlaub dahin für zum Lernen. Ist das so richtig? Ich frage mich, wo der Jahresurlaub zum Erholen bleibt.
  • Ateko
    01. September 2022 um 21:09 Uhr
    Hi, mache Ausbildung zum Chemikant. Muss der Betrieb die Fahrtkosten zur Berufsschule zahlen? Viele in meiner Klasse bekommen das bezahlt. Meiner zahlt es nicht.
  • Tobias
    08. September 2021 um 14:02 Uhr
    Hallo Yannick, manche Unternehmen übernehmen die Gebühren. Manche stellen auch weitere finanzielle oder materielle Unterstützung zur Verfügung. Aber nicht alle können das. Daher haben wir eine Webseite dazu: https://www.berufskompass-chemie.de. Hier zeigen wir Entwicklungswege und Fördermöglichkeiten.

    Viele Grüße
    Tobias
  • Yannick
    08. September 2021 um 13:01 Uhr
    Wie ist das mit den Studiensemestergebühren beim dualen Studium? Müssen die übernommen werden?
  • ChemieAzubi
    16. November 2020 um 09:09 Uhr
    Hallo Laura,
    nein, denn die IG BCE hat einen eigenen Tarifvertrag. Am besten fragst du den TV in der Personalabteilung an.
    Viele Grüße
    Stefanie
  • Laura
    14. November 2020 um 16:04 Uhr
    Hallo,
    Wie sieht es auch mit denen, die bei der IG BCE eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement machen, zählt die Gehaltstabelle auch dafür?
    LG laura
  • erika
    15. Oktober 2020 um 21:09 Uhr
    Hallo,
    was würde ich denn in der Chemiebranche nach meiner Ausbildung verdienen, falls ich übernommen würde? Ich weiss, dass mein zukünftiger Ausbildungsbetrieb den Tarifvertrag der IGBCE hat, aber wüsste gerne nicht nur mein Ausbildungsgehalt, sondern auch, was danach drin ist. Danke!
  • ChemieAzubi
    17. Juli 2019 um 17:05 Uhr
    Hallo Caro,
    danke für den Kommi. Ich kann leider keine Rechtsauskunft geben. Aber online habe dies gefunden: "Der Resturlaubsanspruch bleibt erhalten - Beim Urlaub sind das Ausbildungsverhältnis und das anschließende Arbeitsverhältnis als Einheit zu betrachten, wenn dazwischen keine Unterbrechung vorliegt. Einen möglichen Resturlaub aus dem Ausbildungsverhältnis nimmt der „Ex-Auszubildende“ demnach mit ins neue Arbeitsverhältnis. Eine finanzielle Abgeltung des alten Urlaubs ist in diesem Fall nicht möglich." Quelle: www.haubner-stb.de

    Oder einfach „Auszubildende Urlaub nach Übernahme“ googlen. Oder es findet sich etwas in deinem Ausbildungsvertrag. Alternativ die Personalabteilung fragen.

    Viele Grüße
    ^sl
  • Caro
    17. Juli 2019 um 11:11 Uhr
    Wie sieht es aus mit dem Urlaub bei einer Übernahme nach der Ausbildung? Muss man seinen Urlaub vor Ende der Ausbildung genommen haben oder kann diese ins Arbeitsverhältnis übernommen werden? Habe dazu leider nur einen Artikel von 2014 gefunden und weiß nicht ob der noch aktuell ist.
  • ChemieAzubi
    21. Februar 2019 um 14:02 Uhr
    Hallo Michael,

    vielen Dank für den Hinweis. Es lohnt sich immer nachzufragen, welche Möglichkeiten der Tarifvertrag bietet. Zu beachten ist dabei, für wen die Regelungen gelten. Ein Azubi befindet sich in einem Lehrverhältnis. Er ist kein klassischer Arbeitnehmer. Somit gibt es manche Leistung des Betriebes erst nach erfolgreicher Ausbildung und Übernahme.

    Viele Grüße
    Tobias
  • Michael Freitag
    19. Februar 2019 um 16:04 Uhr
    Klasse, dass es eine Seite speziell für Chemie-Azubis gibt! Sie bietet einen guten Überblick. Aber neben der Vergütung gibt es viele weitere Zahlungen des Arbeitgebers, auf die man Anspruch hat (vermögenswirksame Leistungen, Zulage zum Riester-Vertrag) oder die helfen, Steuern zu sparen (Gehaltsumwandlung). Darauf solltet ihr ebenfalls hinweisen, weil die Azubis meist wegen mangelnder Kenntnis auf Geld verzichten.
  • ChemieAzubi
    05. Dezember 2018 um 09:09 Uhr
    Hallo Marlies,

    danke für den Kommentar. Leider kann ich dazu nichts sagen, denn wir können keine Rechtsberatung geben. Am besten holst Du dir mehr Informationen beim Arbeitgeber, dem Betriebsrat oder der Gewerkschaft - im Falle eines Chemiebetriebs die IG BCE.

    Viele Grüße
    Stefanie
  • Marlies Meyer
    04. Dezember 2018 um 16:04 Uhr
    mein Arbeitgeber zahlt die Einmalzahlung von 280,00 € nicht.
    Auch zahlt mein Arbeitgeber die tarifliche Erhöhung nur mit 2,5 %.
    Ist das rechtens ?
    Marlies Meyer
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