Jugend forscht: Von Dendriten und Nanocellulose

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„Die jungen Leute gehen mit offenen Augen durch die Welt und greifen gesellschaftlich relevante Fragen auf“, sagt Dr. Nico Kock vom Vorstand der Stiftung Jugend forscht e. V., nachdem er sich die Projekte beim Regionalwettbewerb in Bitterfeld-Wolfen angeschaut hat. Um den Forschernachwuchs ist ihm nicht bange.

Sarah Settele hat sich eines Themas aus dem Grenzgebiet von Chemie und Physik angenommen (Foto: Rempe).

Sarah Settele hat sich eines Themas aus dem Grenzgebiet von Chemie und Physik angenommen (Foto: Rempe).

Wofür mag diese Fragestellung wohl gut sein: Anwendungsorientierte Untersuchung des ionischen Migrationsverhaltens von Kupfer in wässrigen Elektrolyten?

Wenn Sarah Settele das Problem erklärt, klingt das schon wesentlich einfacher: „Wenn Feuchtigkeit in elektronische Schaltungen gerät, können durch elektrochemische Vorgänge sogenannte Dendriten entstehen“, sagt die 17-jährige Abiturientin vom Georg-Cantor-Gymnasium in Halle/Saale.

Diese Kristalle sind zwar hübsch anzuschauen, doch sie haben einen gewaltigen Nachteil: Sie verbinden die kupfernen Leitungsbahnen, die nicht verbunden werden dürfen, und das führt zu Kurzschlüssen.  Und schnell ist die schöne, teure elektronische Technik hinüber.

Sarah Settele hat sich des Themas aus dem Grenzgebiet von Chemie und Physik angenommen und über viele Wochen die Bedingungen, die zur Bildung dieser Kristalle führen, erforscht. Als besondere Lernleistung, die eine Prüfung ersetzen kann.

Mit dem 1.Preis nach Magdeburg

Das Ergebnis war beeindruckend genug, um die Jury beim Regionalwettbewerb von „Jugend forscht“ am 28. Februar 2017 in Bitterfeld zu überzeugen. Sarah Settele hat den Sonderpreis für das beste interdisziplinäre Projekt abgeräumt. Und mit dieser Auszeichnung fährt sie Ende März auch zum Landeswettbewerb nach Magdeburg, die Hauptstadt Sachsen-Anhalts.

Bester Chemiker kommt aus der Chemieregion

Insgesamt 41 Themen und Projekte präsentierten die 75 Schülerinnen und Schülern beim diesjährigen Regionalwettbewerb von „Jugend forscht“ und „Schüler experimentieren“ unter dem Motto „Zukunft – ich gestalte sie“. 

Zum 21. Mal in Folge fand der Wettbewerb in der Kantine der Bayer Bitterfeld GmbH statt und fand viel Beachtung bei Bayer-Mitarbeitern, Besuchern und der Presse.

Interessante und praxisrelevante Fragestellungen wie „Ist Kaffee ein Dopingmittel für Pflanzenwachstum“, „Wie lässt sich ein Handy ganz ohne Steckdose laden“ und „Wie sieht ein interaktiver Stadtplan für die Hosentasche aus“  fanden überzeugende Antworten.

Und wie es sich für eine Chemieregion wie Bitterfeld-Wolfen gehört, räumt ein Einheimischer den 1. Preis bei „Jugend forscht“ im Bereich Chemie ab und fährt ebenfalls mit besten Aussichten zum Landeswettbewerb nach Magdeburg.

Der 17-jährige Abiturient Jonas Winkler ist interessiert an Materialchemie und hat seit Monaten im Schülerlabor des Technologie- und Gründerzentrums (TGZ) Bitterfeld-Wolfen daran getüftelt, wie sich mikrofibrillierte und nanokristalline Cellulose einfach und preiswert herstellen lassen.

Jugend geht mit offenen Augen durch die Welt

Und wofür ist das gut? „Mit kristalliner Nanocellulose lässt sich beispielsweise die Leistungsfähigkeit von Farbstoffsolarzellen erhöhen“, erklärt der Jungforscher. Sie werde dem Ausgangsstoff Titanoxid beigemischt und bilde nach dem Sintern Hohlräume, die für die Leistungssteigerung  verantwortlich sind. Natürlich will er am Thema dranbleiben, sein Wissen vertiefen. Schon im Herbst dieses Jahres wird er mit dem Studium der Materialwissenschaften an der TU Dresden beginnen.

Begeistert von den Projekten - viele davon beschäftigen sich mit Nachhaltigkeit, Klima- und Umweltschutz - zeigt sich auch Dr. Nico Kock, stellvertretender Geschäftsführer und Mitglied des Vorstands der Stiftung Jugend forscht e. V., der extra aus Hamburg nach Bitterfeld gekommen war.

"Die jungen Leute gehen mit offenen Augen durch die Welt und greifen gesellschaftlich relevante Fragen auf."

 

So fasste er seine Eindrücke zusammen. Ihm sei es um den Forschernachwuchs für die Herausforderungen der Zukunft nicht bange.

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