Einmal im Chefsessel sitzen

Kategorie: Rhodius

Bei Rhodius in Burgbrohl konnte die Schülerin Marlien Kosche einen Tag im Chefsessel von Geschäftsführer Gerald Lichter verbringen. Rhodius Schleifwerkzeuge nahm nämlich an dem Projekt "Ein Tag im Chefsessel" teil.

Marlien Kosche bei Rhodius Schleifwerkzeuge, neben ihr steht der Geschäftsführer Gerald Lichter (Foto: Rhodius).

Marlien Kosche bei Rhodius Schleifwerkzeuge, neben ihr steht der Geschäftsführer Gerald Lichter (Foto: Rhodius).

Montag, 29. April, es war so weit. Ich hatte mir viel zu früh meinen Wecker gestellt, um pünktlich, wenn auch unausgeschlafen, das Haus zu verlassen und auf meinen Zug zu warten. Es ging Richtung Bonn nach Roisdorf, allerdings nur als Zwischenstopp, denn das Unternehmen liegt in der Südeifel, in Burgbrohl.

Einziger Hinweis: ein roter Porsche

In Roisdorf angekommen hielt ich Ausschau nach einem roten Porsche (das Einzige, was mir vorher über meine Abholung gesagt wurde). Ich guckte mich um und entdeckte schließlich meinen heutigen Begleiter, Gerald Lichter: Halbglatze, mittleres Alter, Brille, grauer Anzug und eben Fahrer eines Sportwagens. So hatte ich mir den Chef eines mittelständischen Unternehmens eigentlich auch vorgestellt.

Spaß, das Wissen zu teilen

Ohne große Begrüßungsreden ging es nach Burgbrohl. Auf der Hinfahrt wurde bereits, wie sagt man so schön: „das Eis gebrochen“. Da ich vorher etwas im Internet recherchiert hatte, stellte ich verschiedene Fragen, um Herrn Lichter als Person sowie sein Unternehmen kennenzulernen. Glücklicherweise sparte er nicht an Worten, es bereitete ihm irgendwie Spaß, sein Wissen zu teilen. Außerdem informierte er mich über meine anstehenden Termine.

Als wir schließlich Burgbrohl erreichten und die ersten Mitarbeiter antrafen, verflog allmählich meine Nervosität. Die Sekretärin empfing mich freundlich. Sie wurde gebeten, ein Foto von mir und Herrn Lichter zu schießen, welches sofort in den Rhodius-Blog gepostet wurde. Auch wenn viele Mitarbeiter von meiner Anwesenheit wussten, spürte ich hin und wieder irritierte und neugierige Blicke. Die Rolle als „fremder Chef“ gefiel mir und einmal begrüßte ich den, wie ich erst später erfuhr, stellvertretenden Geschäftsführer mit den Worten: „Hallo, ich bin Ihr neuer Chef!“ Er schien nur kurz verwirrt, lachte mit mir und hieß mich willkommen.

Es wird ernst: Mails & Meetings

Kurz darauf wurde es ernst. Die ersten Mitarbeiter kamen ins Büro, um Herrn Lichter zu informieren, ihn zu beraten oder zu befragen. Meine Anwesenheit schien wenig zu stören. Vielleicht bildete ich mir das aber auch nur ein. Jedenfalls überschlugen sich Telefonate und Besprechungen. Ich war sehr beeindruckt von der Vielzahl an E-Mails, die während einer fünfminütigen Abwesenheit des Chefs plötzlich auf dem Bildschirm auftauchten und gelesen werden wollten. Dann zum Meeting mit einem Banker in den Konferenzraum. Um so wenig Zeit wie möglich zu verschwenden, wurde keine körperliche Anstrengung gescheut. Der Weg über die Flure und Treppen war mehr Nordic Walking als Gehen.

Der Vormittag war sehr interessant, vor allem das Telefonat mit einem Patentanwalt aus Düsseldorf, bei dem Herr Lichter hartnäckig versuchte, eine neue zu patentierende Idee zu erklären. Jedes Telefonat verlief nach demselben Muster: Zuerst begrüßt man sich, dann verliert man ein paar Worte über das Wetter oder die Familie, um schließlich zum eigentlichen Thema zu kommen. Die strikte Einhaltung dieses Musters über den ganzen Tag hat mich beeindruckt.

Nicht nur Geschäftsführeralltag

Nach langem Sitzen, Zuhören, Gehen und erneutem Sitzen war ich froh, als eine kurze Mittagspause auf der Tagesordnung stand. Dafür fuhren wir zwei Minuten mit dem Auto in das nächste - naja, wie soll ich es nennen - Dorf. „Jägerheim“, so hieß die schlichte Gaststätte mit traditionellen deutschen Gerichten. Währenddessen gab es wieder Zeit, um Fragen zu stellen und Unklarheiten bezüglich Schleifscheiben oder der Inhaberfamilie Rhodius zu besprechen.

Nun sollte der zweite Teil des Arbeitstages beginnen, der vermutlich weniger mit dem üblichen Geschäftsführeralltag zu tun hatte: Eine Führung durch die Fabriken, wo neben Schleifscheiben auch Getränke hergestellt werden. Eine willkommene Abwechslung zum Vormittag. Ich hatte so etwas noch nie gesehen. Rhodius hat sogenannte Kreismaschinen entwickelt, die so selbstständig arbeiten, dass für drei Maschinen nur ein Arbeiter benötigt wird. Ich sah alles, von der Mischung der Rohmaterialien über das Pressen bis zum Einpacken. Jeder Mitarbeiter begrüßte uns freundlich, wenn auch mit einem schlichten „Mahlzeit“. Sogar die eine oder andere Frau erblickte ich.

Dann wieder Eile, denn ein Termin um 15:30 Uhr durfte nicht verpasst werden. Herr Lichter war früher Handballer und hat sicher auch gelernt, viele Bälle gleichzeitig in der Luft zu halten: Arbeiter freundlich grüßen, beim Gehen den Mischungsinhalt der Schleifscheiben erklären, Türen öffnen, laufen, Blickkontakt zu mir halten. Dies schien ihm nichts auszumachen.

"Haubenpflicht" für alle

Die Führung durch die Getränkeproduktion verlief ähnlich. Auch wenn Herr Lichter hier nicht Geschäftsführer ist, waren ihm die Produkte bestens vertraut. Eine große Rolle für Rhodius spielt die Marke „Pepsi“. Pepsi-Cola, Eistee, Schweppes und vieles mehr wird in Glas-, Plastikflaschen und Dosen gefüllt und auf verschiedenste Weise verpackt. Witzig war vor allem, dass es eine "Haubenpflicht" gab. Weder für mich noch für Herrn Lichter war diese Kopfbedeckung vorteilhaft. Allerdings ließen wir uns das nicht anmerken. Als Andenken nahm ich mir eine misslungene Plastikflasche mit.

So verging die Zeit und natürlich kamen wir verspätet zurück ins Büro. Eine leicht verärgerte Sekretärin empfing uns dort, um mitzuteilen, was wir alles verpasst hatten. Zum Glück war nichts Weltbewegendes dabei und ein Telefonat wurde nachgeholt. Die folgenden Termine gingen schnell vorüber und schon näherten wir uns dem Feierabend. Vereinbart war 16.30 Uhr, früher als gewöhnlich, damit ich nicht allzu spät nach Hause komme und Herr Lichter seine Flugstunden nicht verpasst.

Im Auto wurden die letzten Fragen gestellt: „Wie gefällt Ihnen das Chefsein?“ Herr Lichter redet von Verantwortung für Mitarbeiter, Stolz über unternehmerische Leistungen und finanzielle Unabhängigkeit. Und dann:

„Ein eigenes Unternehmen und die Selbstständigkeit sind die einzigen Freiheiten, die uns in Deutschland noch bleiben.“

Diesen Satz werde ich so schnell nicht vergessen. Herr Lichter ist zwar ausgebildeter Ingenieur, aber inzwischen vor allem leidenschaftlicher Unternehmer. Mir rät er, später beruflich das zu tun, worin ich am besten bin.

Der rote Wagen stoppte vor dem Bahnhof und Herr Lichter verabschiedete sich von mir: „Wenn Du mal Hilfe brauchst, melde dich bei mir.“ Ob er dann wirklich Zeit in seinem engen Kalender hat? Bemühen wird er sich bestimmt.

Kommentare
Keine Kommentare gefunden!
Kommentar verfassen

Unternehmensprofil

Die Unternehmensgruppe Gebrüder Rhodius ist mit ca. 400 Mitarbeitern eines der größten mittelständischen Unternehmen der Voreifel. Mehr als 175 Jahre Gebrüder Rhodius bedeutet über mehrere Generationen hinweg Arbeit und Lohn für viele Leute aus dem Brohltal und den angrenzenden Regionen.

Ansprechpartner

Katharina Ulbrich
Katharina Schmechta
Personalabteilung
Gebrüder Rhodius GmbH
Brohltalstr. 2
56659 Burgbrohl
Fax: +49 (0) 2636 920-155
jobs@rhodius.de